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"Release me!", tönte es aus den Lautsprechern des Radios. Genervt drehte Ruby sich auf den Bauch und drückte sich das Kissen auf die Ohren. Es war 6.00 Uhr morgens. Sie hatte die halbe Nacht im Bett gesessen und versucht, die Mathehausaufgaben zu verstehen. Nun gut, mit Musik nebenbei standen die Chancen bereits im Vorfeld schlecht. Trotzdem konnte das Mädchen dieses Unverständnis nicht begreifen. Vorher hatte sie auch keine Probleme mit den Zahlen gehabt; meist hatte sie mit ihnen jongliert. In letzter Zeit waren immer mehr Schwierigkeiten aufgetreten. Woher diese kamen, konnte sie sich, wie schon gesagt, nicht erklären.
Auf jeden Fall fehlte ihr der Schlaf, was ihr das Aufstehen am nächsten Tag nicht leichter machte. Wahrscheinlich prangten unter ihren Augen deutliche Ringe, die den anderen den Schlafmangel unmissverständlich zeigen mussten.
Aber zurück zu Ruby: Sie lag immer noch im Bett, neben ihr das Matheheft. Bei einem Blick darauf, würde bestimmt jeder Lehrer die mittelschwere Krise kriegen, denn es war nur so von Dellen, Knittern und den Eselsohren an den Ecken überseht.
Mit ihrer leicht gebräunten Hand tastete das Mädchen nach der Sleep-Funktion, die ihr das wache Stimmchen von der Sängerin Agnes ersparen könnte, doch auch nach heftigen Drücken verstummte das elektrische Gerät nicht. Dies war klar, schließlich hatte die Schülerin in einem altklugen Moment diese Taste ausgeschaltet, um das Faulenzen im Bett zu vermeiden.
Wohl oder übel muss ich jetzt aufstehenMit noch halb geschlossenen Augen stapfte sie lautstark in das Badezimmer. Wenn Rachel bis jetzt noch nicht wach war, sollte sie es nun sein. Rücksicht war in einer solchen Situation das, woran Ruby Taylor am wenigsten dachte. Der Klo-Gang war schnell getätigt, so dass sie sich nun an das Duschen machen konnte. Genug Zeit blieb ihr auf jeden Fall noch.
Kurze Zeit später angelte sie schon nach ihrem Handtuch und band es sich um den Körper. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihr ein 16-jähriges Mädchen, mit einem sanften Braun als Hautfarbe und einem gesunden Rosa auf ihren Wangen. Ja, sie schien gesund zu sein, obwohl ein weiterer Tag des Lernens bevorstand.
Wohl oder übel. Du wolltest es so, dachte das Mädchen ein weiteres Mal. Es ließ sie an ihren Anfang denken. Sie hatte Brian kennengelernt. Und sie hatte unaufhaltsam Nachrichten von ihrer besten Freundin aus LA bekommen. Wahrscheinlich würde sie auch heute eine erwarten.
Gut 20 Minuten nachdem sie ihren Gedanken nachgehangen hatte, stand sie auch schon angezogen vor ihrem Bett, um ihre Stifte und das Matheheft in ihrer Tasche zu verstauen, die ihr den lästigen Schulranzen ersparte. Ein kurzer Blick zu Rachel, dann war sie auch schon aus der Tür.
tbc: Ich muss mal schauen