Zimmer 101: Naomi - Zoe

Naomi war am Montag Abend - oder besser gesagt Nacht - sehr unruhig geschlafen. Ob es nun am Vollmond lag oder daran, dass sie zuviel Kaffee konsumiert hatte. Jedenfalls war sie sehr froh, dass sie einigermaßen ausschlafen konnte. Das liebte sie an Dienstage. Naomi hatte erst zur 4. Stunde Unterricht. Unruhig drehte sie sich in der Nacht sicherlich geschätzte 25 mal um. Und jedes mal riskierte sie einen Blick auf die Uhr. Die Zeit wollte einfach nicht um gehen. Erst gegen 4 Uhr fiel sie in den Schlaf.
Nicht lange, nur drei Stunden später, wurde sie auch schon wieder geweckt. Erschrocken zuckte Naomi zusammen und realisierte langsam, dass es Zoe's Wecker war, das sie aus dem Schlaf geweckt hatte. "Ohhhh", jammerte Naomi laut. Sie nahm einen der vielen Kissen und warf ihn auf ihre Zimmergenossin. "Mach, dass das aufhört!", rief sie und zog sich die Decke über den Kopf. Doch Zoe's Wecker wollte einfach nicht aufhören. Genervt tritt Naomi ihre Decke von sich und quälte sich regelrecht aus dem Bett. "Zoe!", kreischte sie dieses mal. Naomi's Locken standen in allen Richtungen ab. Augenringe zierten ihr Gesicht. Noch hatte sie sich nicht ihm Spiegel betrachtet, was wahrscheinlich so besser war. Denn ihr Aussehen wäre momentan ein Alptraum für die Diva.

Nur widerwillig drehte sich Zoe in die Richtung, wo ihr Name gekreischt wurde. Es war Naomi. Langsam öffnete die Schülerin die Augen, musste diese noch einmal reiben und musste beinahe bei dem Anblick loslachen – so mies es auch war. „Du siehst aus wie ein aufgeplatztes Kopfkissen … das auf Drogenentzug ist“, presste sie heraus, merkte dann, dass ihr Wecker im Hintergrund klingelte. Mit einer raschen Bewegung brachte sie das elektrische Ding zum Schweigen. „Was ist denn das Problem?“, im Gegensatz zu Naomi hatte Zoe einen sehr erholsamen Schlaf gehabt. Die Lehrer waren sehr nachsichtig mit den Hausaufgaben, weswegen sie auch nicht mehr bis tief in die Nacht tüfteln musste. Na ja. Jedenfalls war Naomi ganz außer sich, doch die Neuntklässlerin konnte sich keinen Reim darauf machen. Selbstverständlich schwing sie sich aus ihrem Bett, schlüpfte in die Hauspuschen neben ihrem Bett und ging zum Schrank um ihre Schuluniform zusammen zu stellen oder zusammeln. Als sie alles auf ihr Bett geschmissen hatte, ging sie in Richtung Fenster und riss die Gardinen auf. Kurz musste sie sich an das helle Licht gewöhnen, doch dann drehte sie sich lächelnd zu ihrer besten Freundin um. „Wunderschönes Wetter, nicht?“, fragte sie und ging dann wieder zu ihren Sachen. „Sollte ich dazu lieber offene Haare tragen, oder eine Frisur?“, ratlos blickte sie zu Naomi. Diese war immer noch nicht auf den Weg, sich irgendwie fertig zu machen. „Musst du gar nicht zu-…“, über Zoe sah man beinahe die Lampe aufleuchten. „OH!“, stieß sie aus und hielt ihre Hände vor dem Mund. „Heute ist Dienstag, nicht? … da, wo du so spät Schule hast … oder?“, die Neuntklässlerin verschwand schnell ins Bad, erstens aus Sicherheit und zweitens dazu, um schon mal die Grundlagen vom Fertigmachen zu erledigen. „Sorry, Naomi!“, quiekte sie während sie ihre Gesicht wusch.

Naomi wartete bis Zoe sich endlich umgedreht hatte, doch als es soweit war, wünschte sie sich, dass sie es nicht getan hätte, sondern gleich ins Badezimmer geschlendert ist. Als Zoe anfing zu lachen, musste sich die Elftklässlerin so ziemlich zusammen reißen. "Ich zeig' dir gleich was ein aufgeplatztes Kopfkissen ist!", erwiderte sie und schmiss direkt den zweiten Kissen. Nicht umsonst hatte Naomi soviele Kissen in ihrem Bett. Schließlich muss sie es gemütlich haben und wenn es sein muss, wirft sie auch mit ihnen umher. "Was mein Problem ist? Dein dummer Wecker ist mein Problem! Ich bin erst gerade eben eingeschlafen und dann werde ich so unsanft von deinem Wecker geweckt!", jammerte Naomi wieder.
Aussehen? Irgendwie traute sie sich noch nicht richtig in den Spiegel zu schauen. Wozu denn auch? Sie musste sich nicht unbedingt fertig machen. Mit erhobenen Augenbrauen folgte die 17-Jährige jede kleinste Bewegung von Zoe. Als diese dann die Gardinen aufschlug, kniff Naomi die Augen zu. Es war eindeutig zu hell. Sie ließ sich zurück ins Bett fallen und drückte einen Kissen gegen ihr Gesicht. Ich will schlaaaafen!, jammerte Naomi innerlich. Sie war richtig müde und ihre Augen fielen schon automatisch zu. Widerwillig setzte sie sich noch einmal auf und blickte ihre Zimmergenossin an, die sie fragend anschaute. "Offen lassen", meinte Naomi nur und beobachtete ihre Freundin weiterhin. Schließlich merkte diese dann irgendwann auch, dass es noch gar nicht an der Zeit war, für Naomi aufzustehen. Schmunzelnd sah sie der kleinen nach, wie sie schnell im Bad verschwand. "Du kleine Hexe!", rief sie ihr nur hinterher und zwang sich dann aus dem Bett. Schlafen konnte sie nun sowieso nicht mehr.
Langsam schlenderte sie vor den Spiegel und bekam direkt einen Schock. Oh. Mein. Gott. Wie seh' ich denn aus?! Schnell hüpfte sie über ihren Bett um an ihren Schrank zu gelangen. Ziemlich rasch suchte sie ihre Uniform und einen passende Blazer dazu. Auch die perfekten High Heels dazu fand sie recht schnell. "Beeil dich, Zoe!", rief Naomi Richtung Badezimmer. Sie musste sich sofort richten. Sie konnte es einfach nicht riskieren, dass sie irgendjemand in diesem Zustand sah. Ungeduldig klopfte sie an die Badezimmertür.

Auf das Kommando von ihrer äußerst verärgerten Zimmergenossin hörte Zoe natürlich. Auch wenn sie sie nicht sehen konnte, in der Vorstellung der Neuntklässlerin sah Naomi aus wie eine Barbie mit rot-leuchtenden Augen. Deswegen hatte sie schnell alle Sachen im Badezimmer erledigt und keine weitere Minute mehr dort drin verbracht; fertig stolperte sie aus dem Raum hinaus. „Sorry, Naomi! Und einen guten Morgen, oder so“, am Ende drückte sie ihrer besten Freundin einen Kuss auf die Wange und tänzelte dann weiter zu ihrem Bett, wo alle Kleidungsstücke lagen. „Sieh das doch positiv! Jetzt kannst du mit mir zusammen frühstücken … und noch ein paar Sachen vor Schulanfang beginnen. Es soll heute richtig schön werden, wieso also den ganzen Vormittag im Bett verbringen“, so gut es ging, versuchte die Fünfzehnjährige das Geschehen gut zu reden, was ihr mehr oder minder gelang.
Sie schlüpfte in ihre Kleidung und setzte noch ein paar Accessoires dazu. Dann noch ein bisschen Schminke – et voilà! Fertig für das Frühstück.
„Naomileinchen, wann bist du fertig? Ich bin schon ganz hungrig!“, jammerte Zoe und tippelte ungeduldig auf ihren High Heels hin und her. Wie ein Vogel schüttelte sie ihre Hände, damit ihr Nagellack trocknete. Der ganze Raum roch nach dem Zeug, doch wollte sie nicht die Fenster öffnen, denn sonst würde der Nagellack noch verschmieren. Und das will doch keiner!
Immer wieder drang ein Knurren aus ihrem Magen, und die Neuntklässlerin drückte ihren Arm gegen die Magengrube, damit das Geräusche erstickte. Ich hätte das Abendbrot gestern nicht ausfallen lassen sollen für den Film …, immerhin hatte sie schon so oft den Film ‚Pretty Woman’ gesehen. Sie konnte schon beinahe alles mitsprechen – aber es war halt ihr Lieblingsfilm.

Als Zoe rausgestolpert kam, atmete Naomi sehr erleichtert aus. Sie hatte nicht einmal realisiert, dass Zoe geredet hatte, geschweige denn von dem Kuss den die Elftklässlerin auf die Wange gedrückt bekam. Naomi legte ihre Sachen ab, wusch sich das Gesicht und blickte in den Spiegel. Na etwas besser sah sie schon aus. Mit zügigen Bewegungen war sie dann auch recht schnell angezogen. Nachdem sie sich die Haare oben zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden hatte, machte sie das Glatteisen an und schminkte sich in der Zeit, welches das GHD Glätteisen benötigte um bereit zu sein. Fertig geschminkt und machte sie sich an ihre Haare, die schön geglättet wurden. Währendessen hörte sie ihrer Zimmergenossin zu, wie diese versuchte alles gut zu reden. Und es klappte. Naomi beruhigte sich wieder. Was natürlich auch daran lag, dass sie nicht mehr wie eine zersauste Straßenköterin aussah.
Naomi dackelte aus dem Badezimmer, schloss ihre Augen und atmete tief ein. "So", sagte sie un öffnete wieder ihre geschminkten Augen. "Wir können gehen. Ich will nicht, dass du mir hier verhungerst!" Das Naomi-typische Lächeln zierte ihr Gesicht. Sie griff nach ihrer Handtasche, die schnell noch mit lebensnotwendigen Sachen und auch einem Block mit einem Kugelschreiber gefüllt wurde.
Mit einem Lächeln im Gesicht machte sich die Elftklässlerin auf den Weg in die Cafeteria mit ihrer Zimmergenossin Zoe.